Samstag, 13. Juli 2013

Einmal um den großen Teich...

… zumindest im weitesten Sinne: Der „große Teich“ ist der 2. größte Binnensee Lake Victoria und drum herum bin ich auch eher großzügig gereist.
Aber ja, die letzten vier Wochen bin ich durch Tanzania, Kenya und den Nord-Osten Ugandas gereist!

Ergeben hat sich das alles eher spontan: Meine Cousine Nora hat auf Zanzibar einen Swahilii Sprachkurs gemacht, wollte sowieso ein paar Leute in Tanzania und Kenya besuchen und hat mich gefragt ob ich sie nicht begleiten will. Da ich gerade „in der Nähe“ war und mein Visum sowieso bald abgelaufen wäre, hab ich mich kurzerhand in den Flieger gesetzt und bin nach Dar es Salaam geflogen…

Volleyballspiel auf der Flugbahn
Mein Flieger ist etwas umständlich geflogen (die Direktflüge waren alle teurer – und ich bin ja geborener Schwabe ;-) ), somit hatte ich fünf Stunden Aufenthalt in Kigali, Rwanda und dann noch mal einen kleinen Zwischenstopp am Kilimanjaro. Hier habe ich mal wieder etwas erlebt, das nur in Afrika möglich ist: Als wir wieder auf die Startbahn gerollt sind, bemerkte ich direkt neben der Fahrbahn ein Volleyballfeld… und es wurde in diesem Moment auch tatsächlich genutzt!
In Dar es Salaam selber hatte ich zuvor mein Hostel angefragt, ob mich jemand vom Flughafen abholen könnte… aber es war natürlich keiner da (zu viel Verkehr, wie er mir später entschuldigend erklärte). Also tat ich etwas, dass in jedem Reiseführer als absolutes No-Go gilt, weil viiiiel zu gefährlich: Ich hab einfach irgendein Taxi genommen und bin sicher in meinem Hostel angekommen.
Am nächsten morgen habe ich dann die Fähre nach Zanzibar genommen. Und ein paar Stunden später saß ich mit Nora in einem netten Café und wir schmiedeten Pläne für das Wochenende…
So hatte ich ein paar wunderschöne Tage in Stone Town selber und dann noch an der Ostküste in Paje am Strand. Die Strände sind wirklich paradiesisch und ich habe die Zeit sehr genossen!! Und auch StoneTown ist wunderschön! Es hat mich ein bisschen an Kairo erinnert, ist auch kein Wunder, denn im Gegensatz zu Uganda, leben hier mehr Muslime als Christen und auch die Swahili-Kultur ist an der Küste viel ausgeprägter als im Inland – Wunderschön!!!
Einen Tag später als gewollt (Nora hatte eine kleine Magen-Darm-Infektion, die ich natürlich ein paar Tage später auch bekam…) sind wir dann zu zweit nach Dar es Salaam zurück geschifft und haben uns bei einem methodistischen Pastor, zu dem Nora schon zuvor Kontakt aufgenommen hatte, einquartiert. Er und seine Frau sind vor 20 Jahre aus dem Congo als Missionare nach Dar es Salaam gekommen um aus dem nichts eine Evangelisch-Methodistische Kirche aufzubauen. Sehr nette und sehr interessante Leute! Wir haben zwei Tage bei ihnen verbracht und natürlich auch mal die kleine Kirche besichtigt.

Sonnenblumenfelder in der Steppe
Dann ging es frühmorgens mit dem Bus auf nach Nairobi, Kenya! Wider aller Erwartungen hatten wir eine wunderschöne 17-stunden Fahrt. Die Landschaft sieht hier einfach komplett anders aus als die in Uganda, wo vor allem im Westen viel grüne Hügellandschaft ist. Hier sah es schon eher so aus, wie man sich Afrika so vorstellt: unendliche Weiten von Steppensavannen, hier und da eine Schirmakazie und man hätte sich nicht gewundert wäre ein Löwe am Straßenrand aufgetaucht (in unserem Fall haben wir nur einen Strauß gesehen). Dann hatten wir noch das  Glück den Kilimanjaro komplett frei zu sehen, ebenso den Mt. Meru. Schon beeindruckend, den Berg den man nur von Bildern kennt mal in echt zu sehn. Na ja… und dann sieht man auch Sache, die man so nicht erwartet hätte, wie z.B. riesige Sonnenblumenfelder mitten im Nichts!
Wir sind dann abends in Nairobi angekommen und haben eine Studienfreundin von Nora getroffen. Sie hat uns auch unsere Unterkunft bei Maggie organisiert, die auch Freiwilligen Programme leitet und unterstützt. Eine sehr interessante Frau. Wir hatten viele gute Gespräche!
Nairobi selber ist (wie Dar es Salaam) viel größer als Kampala! Es ist einfach eine richtige Großstadt. Wir haben uns ein paar Tage im Stadtzentrum rumgetrieben, waren im VillageMarket (große Vergnügungs-Shopping-Anlage)  und haben auch ein bisschen das Nachtleben ausgetestet. Und ich muss sagen, für das, dass alle immer vor Nairobi warnen und es so gefährlich ist, war es doch sehr entspannt… Es ist halt wie überall anders auch: Wenn man sich nicht dumm anstellt und die nicht so sicheren Teile der Stadt meidet, passiert in der Regel auch nichts.

Wollsocken und Fließ
Nach ein paar Tagen in Nairobi sind Nora und ich dann weiter in den Norden nach Maua, wo Nora sechs Jahre ihrer Kindheit verbracht hat und ihre Eltern als Ärzte im örtlichen Krankenhaus gearbeitet haben. Ich selber war da einmal mit meinen Eltern als ich noch sehr klein war – zu klein um mich an alles zu erinnern, aber doch groß genug um ein paar Sachen wieder zu erkennen. Da Maua sehr hoch liegt und wir auch noch zur „falschen“ Zeit gekommen sind, war es seeeeeeeehr kalt!!! Ich hab schon lang nicht mehr so gefroren und war froh mein Fließ und Omas Wollsocken dabei zu haben!! Der Südafrikanische Winter lässt grüßen…
In Maua haben wir bei Flora, der ehemaligen Haushälterin  von Nora, gewohnt. Flora hatte Krebs und musste während der Behandlung ihren Friseursalon schließen. Als wir ankamen hatte sie ihren Shop seit zwei Wochen wieder offen (die Behandlungen hatten angeschlagen und sie den Krebs überstanden), jedoch lief es noch nicht so gut. Ich hatte mir sowieso schon länger überlegt, ob ich mir die Haare flechten lassen soll und da sich hier eine gute Gelegenheit bot, ergriff ich diese – und oh wunder, nachdem sich ein Mzungu die Haare machen lässt, kamen plötzlich auch viele andere Kunden wieder ;-). Dafür hatte ich auch sehr gelitten, denn das befestigen und reinflechten von dem Kunsthaar ist sehr schmerzhaft und es hat über acht Stunden gedauert (auf 2 Tage verteilt)!! Aber ja – wer schön sein will muss leiden…
Wir haben dann natürlich auch da Krankenhaus besucht und konnten sogar in Noras altes Haus. Es war sehr schön zu sehen, wie sie begrüßt und willkommen geheißen wurde und das die Arbeit ihrer Eltern immer noch präsent ist.
Dann hatten wir noch ein interessantes Abendessen bei einer befreundeten Familie von Flora. Diese Familie gehört zu den Miraa- Bauern in Maua. Miraa ist etwas Ähnliches wie Kau-Tabak, keine wirklich gefährliche Droge, jedoch eine, die viele Probleme verursacht. Unter anderem ist sie der Grund für die viele Straßenkinder, die „zu alt“ sind für die Arbeit auf den Miraa Feldern, weil sie zu viel Essen und damit zu teuer sind. Ein anderes Problem ist wohl, dass die Leute, die vorher sehr arm waren auf einmal sehr viel Geld verdienen, und mit dem plötzlichen Reichtum nicht umgehen können… Man ist sich allerdings noch nicht völlig sicher warum und wie Miraa genau diese Probleme verursacht…
Nach ein paar Tagen, haben wir auch Maua wieder verlassen um eine Nacht in Nairobi zu verweilen und dann weiter nach Mombasa zu fahren. Eigentlich wollten wir mit dem Zug fahren, der auch ein Abenteuer für sich ist. Er fährt unter anderem durch Nationalparks und ist bekannt dafür auch mal liegen zu bleiben… somit kann eine Fahrt schon mal 24 Stunden dauern. Wenn ich mich richtig erinnere haben das sogar meine Großeltern gemacht, als sie Noras Familie besucht haben und sind natürlich auch liegen geblieben, sodass meine Tante sie mit dem Auto aufsammeln musste…
Na ja… leider wurde der Zug abgesagt, weil er mal wieder liegengeblieben ist… Also haben wir den Bus genommen und sind über Nacht (was man laut Reiseführer auch NIEMALS machen sollte…) nach Mombasa gefahren.

Fahrt in der Cola-Dose
In Mombasa haben wir bei Debbie, einer ehemaligen Schulfreundin von Nora, gewohnt, einer weißen Kenyanerin, die mittlerweile geheiratet hat und eine super-süße 2-jährige Tochter hat UND super schön wohnt – mit Pool und allem! Also richtiger Luxus Urlaub zum Schluss noch mal :-).
So haben wir kleinere Ausflüge gemacht u. a. in den Haller Park, einem Mini-Zoo, wo wir gerade rechtzeitig zur Giraffenfütterung gekommen sind. Dann haben Nora und ich noch ein bisschen die Altstadt um Fort Jesus herum erkundet. Es hat mich sehr an Stone Town auf Zanzibar erinnert, natürlich viel größer, aber auch hier konnte man die muslimische und die Swahili- Kultur wieder spüren. Hier bin auch das erste Mal in den Genuss gekommen Tuck-Tuck zu fahren. Das ist ein dreirädrige, blechüberdachte Fahrzeug, das Nora gerne als Coca-Cola-Dose bezeichnet, weil es sich bei einem Unfall genauso zusammendrücken lässt… ;-). Wie auch immer, diese Teile ersetzten mehr oder weniger die Bodas, die es hier nur sehr wenige gibt (wohingegen es die TuckTucks in Uganda nicht gibt…), das heißt also: sehr praktisch um von A nach B zu kommen.
Da Debbie sehr Nahe vom Strand wohnt, haben wir den am meinem letzten Tag noch besucht. Es war zwar nicht das typische, paradiesische Sonnenwetter, aber dennoch sehr schön. Nach einem sehr leckeren Abendessen in einem Restaurant auf einem Boot, haben sich dann Nora’s und meine Wege getrennt: Ich hatte Uganda als Zielort und sie ist nach ein paar weiteren Tagen bei Debbie wieder zurück nach Zanzibar…

Datenschutz
Jaja… das mit dem Datenschutz ist so eine Sache und hat mir eine paar ganz witzige Situationen beschert: Man muss beim Kauf seines Bus-Tickets immer die Handynummer angeben (als Telefonnummernersatz), na ja und diese Nummer taucht unter anderem auch wieder auf der Check-Liste der Passagiere wieder auf, d.h. JEDER Mitarbeiter der Busgesellschaft kann rein theoretisch deine Handynummer einsehen… Nur dass es hier nicht beim Theoretischen bleibt. Da weiße Frauen auch in Kenya als wunderschön und reich gelten, bekommt man dementsprechende Aufmerksamkeit von der Männerwelt… und so kam es dann dass nach einem netten Gespräch mit einem der Mitarbeiter er plötzlich meinte, ja er meldet sich dann bei mir, er hat ja meine Handynummer – da war ich erst mal noch etwas komplex und dachte er hat sich vielleicht eingebildet, dass ich ihm meine Nummer gegeben hätte. Kurze Zeit später sitze ich im Bus und bekomme auch prompt eine SMS…
Später auf einer Raststätte spricht mich ein anderer Mitarbeiter an und fragte, ob ich seine SMS nicht bekommen hätte – nachdem ich verneint hatte, fragte er überrascht, ob ich nicht auf Sitz 4 sitzen würde…
Wie auch immer, es war zum Glück nur meine kenyanische Nummer, die in Uganda wieder deaktiviert wurde…
Ich kam dann völlig übermüdet (da wieder über Nacht gefahren) in Nairobi an und kaufte mir gleich ein Ticket für denselben Abend nach Kampala, Uganda. Dann habe ich den Tag über bei Maggie geschlafen und mich abends auf den 12-stunden Weg Richtung Heimat gemacht…

Kulikayo – Welcome Back (Willkommen zu Hause)
Morgens in Kampala habe ich mir erst mal einen Kaffee gegönnt und mich dann ins Matatu-Taxi Richtung Entebbe gesetzt. Es hat sich tatsächlich angefühlt wie nach Hause kommen… und als ich dann das Tor zum BabiesHome öffnete und mich meine Kinder begrüßt haben, war ich auch zu Hause!! Und ich hab die kleinen Nervensägen nach 3 Wochen schon ziemlich vermisst!


Roadtrip

Drei Mädels + ein Auto + Uganda = viel Spaß und auch ein kleines bisschen Abendteuer! :-)
Mit dem Auto den Norden Ugandas zu bereisen war schon etwas länger geplant (Tanzania und Kenya kamen da so dazwischen)… und so war ich nur ein paar Tage zu Hause bevor es wieder los ging… Ich habe mich schon seit Wochen darauf gefreut, weil es für mich das erste Mal seit 9 Monaten wieder hieß: AUTO FAHREN!!! :-) Und in Uganda macht das gleich dreimal so viel Spaß, weil es da so was wie Verkehrsregeln nicht gibt… Der Stärkere hat Recht, das ist das einzige was man wissen muss und worauf man achten sollte…

Entebbe – Jinja – Mbale – Sipi
Zum Glück haben wir gleich am Anfang eine Tankstelle aufgesucht um noch mal unter die Motorhaube zu gucken und mussten feststellen dass nicht nur das Motoröl leer war, sondern auch der komplette Kühlergrill ausgetauscht werden sollte – das haben wir natürlich nicht gemacht, als Konsequenz mussten wir allerdings jeden morgen 2 Liter Wasser reinkippen… Außerdem ging unsere Musikanlage nicht, die über den Zigarettenanzünder funktionieren sollte, der leider einen Wackler drin hatte… Juhu! Na ja… alles andere hat gut geklappt und so konnten wir in Jinja ein kleines Mittagessen genießen und sind trotz katastrophalen Straßen (mehr Loch als Asphalt – und mit einem richtige Jeep hätte mir das auch richtig Spaß gemacht…) gut in Mbale angekommen. Wir haben sogar ein wunderschönes Hostel gefunden – mit Balkon (!) auf dem wir natürlich auch gleich mal eine Falsche Rotwein getrunken haben.
Da meine zwei Mitreisenden (Mara und Henrike, beide Voluntäre in Entebbe) die Sipi Falls noch nicht gesehen hatten, stand das als erstes auf unserer Liste.
Ich war dort ja schon im Februar mit meinen Eltern und hatte noch ein paar Kontakte, so konnten wir mit unserem damaligen Guide zwei der drei Wasserfälle angucken und – obwohl ich schon mal da war – war es wieder wunderschön uns sehr beeindruckend!
Nach zwei Nächten in Mbale ging es dann weiter nach Soroti.

Mbale – Kumi – Soroti
Obwohl es nach Soroti nur 100km sind haben wir unglaublich lange gebraucht, weil die Straßenverhältnisse wieder so unglaublich schlecht waren: Teilweise war der Asphaltstreifen nur so breit, dass vielleicht ein Boda drauf hätte fahren können…
In Kumi haben wir einen kurzen Stopp eingelegt und uns die Nyero Rock Paintings (Höhlenmalereien) anzugucken. Die Landschaft hier sah schon wieder ganz anders aus: Anstatt des sonst eher rötlichen Gesteins stachen riesige graue Felsbrocken aus der Landschaft!
Am späten Nachmittag haben wir dann Soroti erreicht, wo uns die Eltern einer Freundin aus Entebbe, die zufällig auch da waren, ein Zimmer in ihrem Guesthouse reserviert hatten, und nachdem wir Soroti etwas erkundet hatten (natürlich sofort den Markt gefunden hatten und Klamotten gekauft haben ;-) ) haben wir einen wunderschönen, sehr unterhaltsamen Abend mit dem Ehepaar verbracht. Soroti war auch deshalb für uns interessant, weil hier die beste Flugschule in ganz Ostafrika ist und sehr viele unserer Freunde in Entebbe Piloten sind… und auch der Vater unsere Freundin einer ist.
Nachdem wir dann ganz nebenher erwähnten, dass wir keine Musik abspielen können, hat der Vater sofort seinen Kontakt in Soroti angerufen und ihn auf 7Uhr am nächsten morgen bestellt um uns das Teil zu reparieren – und das hat er dann getan. Ab jetzt konnten wir also richtig Party in unserem Auto machen! ;-)

Soroti – Lira – Gulu
Bis Gulu hatten wir ca. 230km zu fahren und uns wurde gesagt, dass die Straßen sehr gut seien – und das waren sie auch! Kurz vor Lira ist uns etwas passiert, dass aus einem Film hätte sein können: Wir hatten einen Platten! Drei weiße Mädels standen also mitten im Nirgendwo an der Straße mit einem Platten Reifen! Dank meinem Vater weiß ich wie man Reifen wechselt… musste aber zum Glück mein Können nicht unter Beweis stellen, denn wir warteten keine 3 Minuten als ein Truck anhielt und zwei sehr nette, junge Herren sich ohne weiteres daran machten uns den Reifen zu wechseln und dafür weder Handynummern noch Geld wollten (ein weiterer Beweis, dass dieses Land einfach sehr freundlich und hilfsbereit sein kann – in Deutschland wäre jeder zu sehr mit sich selber beschäftigt, als anderen FREMDEN zu helfen…).
So haben wir dann in Lira eine Tankstelle angefahren (zur Freude aller Mitarbeiter dort…) um uns den kaputten Reifen reparieren zu lassen. Bei der Gelegenheit haben wir dann auch gleich erfahren, dass alle unsere Reifen nicht mehr wirklich fahrtauglich sind, worauf wir zumindest mal den einen Kaputten durch einen neuen Reifen ersetzten ließen und unser Ersatzreifen einen neuen Schlauch erhielt…
Nach drei Stunden herumsitzen waren wir froh endlich wieder Fahrt aufnehmen zu können… Und so setzte ich mich ans Steuer und bin aus lauter Enthusiasmus etwas schneller als erlaubt gefahren (was ich ja sonst nieeeeemals mache…) und prompt angehalten worden. Leider, leider ist es in Uganda egal ob du 5km/h oder 100km/h zu schnell fährst… du zahlst immer ca. 60Euro Strafe… (in meinem Fall waren es nur 10km/h) – zum anderen haben wir den einzigen nicht- korrupten Polizisten in Uganda getroffen, d.h. da war auch nichts mit bestechen (diese Methode wird einem übrigens von JEDEM Ugander empfohlen, das ist keine „Weißen – Einstellung“). Da die Herren meinen Führerschein als Sicherheit eingezogen hatten, sind Rike und ich zurück nach Lira gefahren um uns durch den Bürokraten- Dschungel zu kämpfen, während Mara zurückblieb – als Sicherheit für meinen Führerschein. Nachdem eine ziemlich genervte Bekki nach bezahlter Strafe wieder zurückkam, konnte es endlich weiter in Richtung Gulu gehen!
Auch dort hatten wir schon einen Kontakt: Dieses mal einen Ugander, der 17 Jahre in Deutschland gelebt hatte und einen sehr amüsanten hessischen Akzent hatte. Er hatte uns schon ein Zimmer reserviert und nach einem leckeren Abendessen sind wir alle drei ins Bett gefallen – Was für ein Tag!

Gulu – Kampala – Entebbe
Mit unserem privaten Reiseführer haben wir dann einen Tag lang Gulu erkundet und einen riesen Spaß gehabt, da sich unser hessisch- sprechender Ugander wohl auf Redewendungen spezialisiert hatte und für jede Gelegenheit eine passende hatte.
Wir alle waren gespannt auf Gulu, da hier nach dem Krieg viele Flüchtlings- und Rehabilitationslager für Kindersoldaten waren und Henrike darüber auch ihre Bachelor- Arbeit geschrieben hatte. Außerdem hört man immer so, dass der Norden etwas vernachlässigt wird, deshalb waren wir umso mehr überrascht als wir eine gut organisierte und große Stadt (viel größer als Entebbe) entdeckten – ohne die Masse an Straßenkindern, die wir erwartet hatten und wir sahen auch nur eine Schule für ehemalige Kindersoldaten und nicht eine an jeder Ecke!
Nach einer weiteren Nacht in Gulu machten wir uns früh am nächsten morgen auf um ca. 400km später in Kampala zu sein – leichter gesagt als getan. Ungefähr 100km vor Kampala hatten wir unseren zweiten Platten mitten im Nirgendwo! Jedoch kam auch dieses Mal gleich Hilfe und das Problem hatte sich innerhalb kurzer Zeit gelöst. Allerdings waren wir nicht mehr so abendteuerlustig sondern eher genervt, da sich unsere Bremsen auch nicht mehr so gesund anhörten… Da wir auch keine Lust hatten noch mal Stunden an einer Tankstelle zu verbringen, beschlossen wir ohne intakten Ersatzreifen das letzte Stück bis nach Kampala zu machen – und wir hatten Glück!
Als wir dann in Kampala bei einem Kaffee saßen, stellte sich heraus, dass das Entebbe-Basketball- Team, in dem auch viele unsere Freunde spielen, in ein paar Stunden ein Spiel in Kampala hatten, wo wir dann ganz spontan auch hinfuhren.
So kamen wir erst abends in Entebbe an – aber nichts mit ausruhen oder dergleichen – nein, wir mussten natürlich unseren kleinen Roadtrip und den Sieg unserer Basketballer feiern ;-)!



Das war’s allerdings auch mit den Abenteuern! Ich habe jetzt noch ein paar Wochen in Entebbe und genieße die Zeit mit meinen Kindern und meinen hier neugewonnen Freunden! Ich habe dieses Land mit all seinen Vor- und Nachteilen sehr ins Herz geschlossen und werde es definitiv vermissen, wenn ich wieder in Deutschland bin (schon allein wegen den Temperaturen!).
Gerade in meinem letzten Monat tut sich wieder einiges im BabiesHome: Die Schule macht sich sehr gut und auch sonst gab es einige Veränderungen im Tagesablauf und der Organisation der Kinder, die dem BabiesHome sehr gut tun! Außerdem kommen wieder neue Freiwillige, die in der Schule aushelfen sollen. So füllt sich das Guesthouse langsam wieder und wenn ich gehe werde ich vier Amerikanerinnen, zwei Spanierinnen und eine Deutsche zurücklassen!

Wirklich erschreckend wie schnell so ein Jahr doch vergeht – und ich bereue es keinen Augenblick diese Reise gemacht zu haben!

Danke an dieser Stelle noch mal an alle meiner Unterstützer!!! DANKE!

Freitag, 17. Mai 2013

Lebenszeichen


Es ist schon ein Weilchen her, dass ich meinen Blog aktualisiert habe, ich weiß. Tut mir leid, aber auch 8 Monate Uganda können die Grundfesten eines Charakters nicht ändern, die da sind: Faulheit – ganz nach dem Prinzip „Ach… das mache ich morgen“.
Na ja – ca. 60 „morgen“ später, bringe ich euch mal wieder auf den neusten Stand:

Die Arbeit im BabiesHome an sich läuft eigentlich gut. Sie bekommt langsam Alltags-Flair. Klar, wissen die Kinder immer, wie sie mich auf die Palme bringen können – vor allem da gerade wieder Ferien sind und somit alle 25 Kinder IMMER da sind… Das raubt einem dann schon den einen oder anderen Nerv. Kleine Abwechslungen sind deshalb immer willkommen…
Und so kam Ostern:
Zwei deutsche Mädels (von dem Unterstützerkreis, mit dem ich hier bin, also quasi meine Bosse ;-) ) und ich haben beschlossen den Ostersamstag einzuführen und mit den Kids Eier zu bemalen und Osterhasen aus Klopapierrollen zu basteln. Es war ein Super-Chaos… aber es hat auch Spaß gemacht – vor allem den Kindern!

Nach Ostern bekam das BabiesHome außerdem noch 3 Neuzugänge. Zwei Brüder (ca. 2 Jahre und 10 Monate) und ein Mädchen (ca. 3 Jahre). Die Jungs kommen nicht aus der Gegend hier und sprechen deshalb nicht nur kein Englisch, sondern auch kein Luganda, was die ganze Eingliederungssache etwas erschwert. Es ist aber dann doch echt erstaunlich, wie schnell er englisch lernt und spricht! Das Mädchen kann auch kein Englisch, dafür aber Luganda. Sie ist sowieso sehr aufgeweckt und nennt mich außerdem „Auntie Pepper“ (Tante Paprika/Pfeffer)…

Nebenher kamen und gingen dann noch einige andere kleine Abwechslungen, wie z.B. die Ausflüge mit Johannas Eltern (die zwei Wochen zu Besuch waren und Johanna dann Anfang April wieder mit nach Deutschland genommen haben). So haben wir uns auf den nahegelegenen Sse-Sse-Islands alle einen Sonnenbrand geholt und sind (ganz die Touristen) an den Äquator gefahren und haben Bilder gemacht :-).

Außerdem gab es wieder ein paar kleine bzw. große Streich-Aktionen.
Remmie ist im März nach Kampala gezogen und ihr ehemaliges Wohnhaus wurde zum neuen, großen Schulhaus erkoren. Der Plan unsere kleine Home-School etwas zu vergrößern und auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat sich tatsächlich in die Tat umgesetzt (daran habe ich ehrlich gesagt bis kurz vor der Einweihung gezweifelt). Ganz im ugandischen Stil wurde der Großteil der Arbeit „last-minute“ verrichtet. So wurden zwar relativ rechtzeitig zwei neue Türen anstatt von Fenstern eingesetzt, dafür aber nur ein Raum gestrichen und ein paar Tage vorher noch die komplette Außenwand (Maike und Ich hatten dabei allerdings Hilfe von einer Schulklasse). Zur Einweihungsfeier am 4. Mai wurde das wichtigste fertig und so konnten die Gäste kommen. Leider sah das Wetter am Morgen nicht gut aus, deshalb blieb die gewünschte Zahl an Gästen aus… Trotzdem war es eine tolle Show! Die Kinder haben Tänze und Songs, Geschichten und sogar eine kleines Theaterstück vorbereitet und für ihren ersten großen Auftritt auch ziemlich gut abgeliefert. Ich war mal wieder zutiefst beeindruckt, wie viel die neu eingestellte Lehrerin (jetzt Direktorin der neuen Schule) aus den Kindern rausgeholt hat!!
Trotzdem ist nicht alles was glänzt aus Gold… Finanziell steht es mal wieder eher weniger gut. Seit Johanna weg ist, reicht die Miete eines Volontärs nicht einmal um das Guesthouse zu finanzieren. Und dass Kinder nicht billiger werden je älter sie sind, gehört auch hier zu den Fakten mit denen man klarkommen muss. Dazu kommt, dass die Amerikanin Sandy, die die Schulsache unterstützt, die Finanzierung desselben zugesagt hatte, aber dann ihre Spender abgesprungen sind… so reicht das Geld mal wieder hinten und vorne nicht! Eine kleiner Lichtblick sind die neuen Volontäre (amerikanische und deutsche), die wir im Juli und August erwarten. So kommt nicht nur praktische Hilfe, sondern auch finanzielle.

Mir persönlich geht es eigentlich immer noch gut hier. Eigentlich, weil ich seit 8 Monaten das erste Mal ein kleines Tief hatte. Zum einen wird die Arbeit langsam zur Routine und das „Alltags-Gefühl“ stellt sich ein – man arbeitet so von Wochenende zu Wochenende. Zum anderen war ich gesundheitlich nicht ganz fit: Ich hatte eine Erkältung (was an sich nicht so schlimm ist…) und sehr zu kämpfen mit meinen Händen, da ich ein ziemlich schlimmes Hautekzem habe. Das Ganze hatte zwar schon vor einem halben Jahr begonnen, aber nach dem Streichen der Schule (Farbe an den Händen, mit Paraffin gearbeitet) hatte es sich so sehr verschlechtert, dass ich eine Woche nicht arbeiten konnte.
Mittlerweile geht es aber wieder aufwärts: Erkältung weg, die Wunden an den Händen größtenteils verheilt – die einwöchige Arbeitspause hat mir auch ganz gut getan.
Vielleicht liegt es auch daran, dass die Regenzeit sich langsam dem Ende neigt und ich wieder genügend Vitamin D bekomme ;-). Oh je… wie das wohl wird, wenn ich wieder in Deutschland bin…?

Donnerstag, 14. März 2013

Der Besuch...


… der alten Herrschaften ;-)

Ja, meine Eltern waren zu Besuch.
Anfang Februar kamen sie für eine einwöchige Inspektion zu mir ins BabiesHome. Neben dem Leben im BabiesHome wurde natürlich auch das typische Touristen-Programm durchgezogen, wobei wir neben der Besichtigung Entebbes (Botanischer Garten, ReptileVillage, Strand-Café, Markt,…) auch den etwas weiteren Weg an die kenyanische Grenze zu den Sipi-Falls und Mount Elgon gemacht haben. Es war eine wunderschöne Trour! Die Sipi-Falls an sich sind schon sehr beeindruckend, aber auch die Landschaft ist faszinierend. Und da sich meine Eltern „wandern“ gewünscht haben, sind wir auch ziemlich viel gelaufen… so viel, dass wir am dritten Tag nicht ganz das gewünschte Ziel im Mt.Elgon- Vorgebirge erreichten – aber was erwarten die auch, wenn man am Vortag eine 6-stunden-Wanderung gemacht hat… da packt man die 7 Stunden am nächsten Tag nicht mehr ganz so locker ;-)
Na ja,… meine Eltern lieben (wie ich) Kaffee über alles und Mt.Elgon ist zufällig ein Kaffee-Gebiet… somit haben wir gleich zwei Kaffee-Touren gemacht. Die eine bei einer alten Frau mitten im Dorf (das ganze war so spontan, dass unser Führer erst noch rohe Kaffeebohnen kaufen musste ;-) ), was sehr beeindruckend war, weil tatsächlich alles von Hand gemacht wird: Kaffeebohnen schälen, überm Feuer rösten und anschließen zu Kaffeepulver stampfen. Wie das Ganze dann in „groß“ abläuft haben wir dann in Mbale (Stadt bei Mt.Elgon) in einer Kaffeefabrik gesehen. Doch trotz der topmodernen Maschinen (von Bühler aus Deutschland von vor geschätzten 100 Jahren ;-) ), durchläuft das Endprodukt noch mal die Hände afrikanischer Frauen, um auch dem letzten Fehler erhaben zu sein. Es war schon sehr beeindruckend und natürlich wurde auch gleich viiiiiel Kaffee eingekauft :-).
Am letzten Tag habe ich meine Eltern noch in die Chaos-Stadt Kampala entführt (um sicher zu gehen, dass sie am Ende auch wieder in ihren Flieger steigen ;-) ). Dort wurden dann noch kräftig Souvenirs geshoppt sowie Stoffe aus denen man sich dann bei einem lokalen Schneider das ein oder andere Kleidungsstück machen lassen kann.
Alles in allem waren es 10 erlebnisreiche Tage und es tat gut eine zeit lang ein Stück „Daheim“ zu haben und mal wieder zu wissen was so alles vor sich geht in der Familie und Umgebung. Es war auch schön, meinen Eltern meine Welt etwas näher zu bringen, denn das was man erlebt lässt sich auch nicht durch Skype hundertprozentig beschreiben und erklären.
Trotz allem ließ ich meine Eltern gerne wieder in den Flieger steigen und war froh, dass ich wieder nach Hause fahren konnte und nicht zurück in den kalten Schwarzwald fliegen musste ;-).

Anfang Februar bekamen wir neben meinen Eltern noch einen Besuch. Dieser wird allerdings etwas länger bleiben, denn die BabiesHome Familie hat Zuwachs bekommen: Zwei süße neue Babies (Zwillinge) kamen völlig unterernährt durch das Sozialamt zu uns. Seit dem wird nun alles getan um die zwei Kleinen wieder auf Vordermann zu bringen – und nach anfänglichen Schwierigkeiten (spucken alles Essen wieder aus etc.) machen sie sich wirklich gut!

Wer es außerdem noch nicht bemerkt hat – es ist Halbzeit! Ja, ein halbes Jahr ist tatsächlich schon rum! Mit dieser Tatsache war auch wieder eine weitere Ausreise nach Rwanda verbunden, da mein Visum mal wieder abgelaufen war…  Alles ging gut und Uganda hat mich für weitere 3 Monate wieder! :-) Als Zwischenfazit kann ich allerdings nur wiederholen: Mir geht es gut, ich bin gerne hier und freue mich auf das nächste halbe Jahr!