Sonntag, 25. November 2012

Von Schlangen, Wasser und dem lieben Geld

Vor ein paar Wochen ist Johanna und mir auf dem Weg in die Stadt eine Schlange über selbigen geschlichen. Von links nach rechts. Einfach so. Und ich rede hier nicht von einer Blindschleiche oder einer kleinen Hausschlange, sondern einer richtigen 2m langen, schwarzen Schlange!
Gestern haben wir das „Reptile Village“ (das nur 10 Minuten Fußweg von uns entfernt ist) besucht – und siehe da, unsere kleine Freundin wiederentdeckt :-). Es ist eine Cobraart. Und natürlich giftig ;-). Davon abgesehen haben die noch ein paar andere giftige Schlangen, Schildkröten, Chamelions , Riesenechsen, ein Babykrokodil und ein paar Ratten und Hasen und Hühner (die Nahrung der lieben Tierchen ;-) ). Und wie das hier halt so ist, ist alles natürlich super sicher… Bei einem Terrarium hat gerade eine Schlange versucht durch einen kleinen Spalt zwischen (einfacher) Glasscheibe und ihrer (Holz-) Fassung rauszukommen… Natürlich eine giftige Schlange ;-). Da schläft man nachts doch gleich viel besser... ;-)

Ansonsten hat laut Google die Regenzeit begonnen. Allerdings bin ich hier nahe genug am Äquator, dass das nicht automatisch 24 Stunden am Tag Regen bedeutet. Es regnet schon mehr – vor allem nachts – aber meistens ist es so, dass es entweder vormittags regnet und dann nachmittags wieder schön ist, oder umgekehrt. Also alles halb so schlimm, solange man sich nicht gerade draußen aufhält und es anfängt zu schütten (es regnet dann nämlich wirklich als hätte man eine Dusche angemacht). Der viel größere Nachteil an dem Ganzen ist allerdings, dass wir jetzt auch häufiger Stromausfälle haben, die zwar nicht schlimm, aber nervig sind…
Apropos Wasser: Das erste Mal seit ich hier bin hatten wir einen halben Tag (und eine Nacht) kein Wasser. Glücklicherweise konnte ich mich noch mit dem letzten Ministrahl duschen – doch 5 Minuten später kam kein Tropfen mehr aus dem Hahn. Aber auch für solche Fälle wurde vorgesorgt mit einem Vorrat an 30 Litern Wasser ;-).

Im Regen habe ich mich auch am Freitag vor 3 Wochen mit ein paar Freunden zum Sean Paul (bekannter Rock/Pop/Reagge-Sänger) Konzert nach Kampala aufgemacht. (Kleiner Exkurs für alle, die sich damit nicht so auskennen: Ein Sean Paul Konzert in Deutschland würde wahrscheinlich zwischen 20-30Euro (oder mehr) kosten und wäre schon Wochen vorher ausverkauft!) Ich habe versucht durch einen Freund zwei Wochen vorher an eine Karte zu kommen, worauf er mir dann aber sagte, dass die Karten erst nächste Woche (also FÜNF Tage vor dem Konzert) verkauft werden, dass wir sie aber auch an der Abendkasse kaufen können…?! Ok. Also Freitag Abend ganz gechillt nach der Arbeit nach Kampala, noch gemütlich was Essen gegangen und dann in ein altes Stadion (also Open Air) gelaufen, an der Abendkasse meine Karte für umgerechnet 8Euro geholt und einen supertollen Abend gehabt! Ich liebe Uganda!

Bei dem Konzert waren auch ein paar deutsche Mädels dabei, die mit der Organisation „weltwärts“ hier sind. Ein Treffpunkt für Freiwillige aller Art ist das Waisenhaus „Malayaka House“ – ebenfalls in Entebbe. Als ich das erste Mal dort war, dachte ich nur „Wow! ... So kann ein Waisenhaus also auch aussehen!“ Der Unterschied zum BabiesHome ist schon enorm. Der Grund: Es wird von Amerikanern und Spaniern geführt. Das heißt: Es ist organisiert – oder zumindest organisierter!
Zum Beispiel gibt es dort zweimal die Woche die sogenannte „Pizza Night“. Die Frauen, die dort arbeiten, machen selber Pizza: Es gibt einen richtig schönen Steinofen und der Mozzarella wird dort ebenfalls selber hergestellt. Außerdem gibt es unglaublich gutes Chocolate Mousse!! Das (und die Tatsache, dass ich hier allgemein viel esse) hat mich dazu veranlasst wieder joggen zu gehen. Ich hätte es schon viel früher wieder angefangen, es gibt nur ein Problem an der ganze Sache: Das „Wann“. Es wird um 19Uhr dunkel und vorher kann man erstens aufgrund der Hitze nicht gehen zweitens lebe ich hier quasi im Dorf und wenn man da als „Mzungu“ joggen geht, kommt man sich vor wie im Zoo – nur dieses Mal auf der anderen Seite der Gitterstäbe. Also gehe ich morgens um 6Uhr joggen (zumindest wenn ich mich dazu überwinden kann aufzustehen). Der Vorteil dieser Uhrzeit ist: Keine oder nur sehr wenig Leute auf der Straße, die Temperaturen sind noch angenehm und ich kann einem wunderschönen Sonnenaufgang über dem Viktoriasee beiwohnen. Der Nachteil: Es ist seeeeeehr früh!!! Und ich bin absolut kein Frühaufsteher!

Im Malayaka House waren auch drei Frauen aus Spanien untergebracht, die das BabiesHome ebenfalls mit einem Verein finanziell unterstützen und einmal im Jahr herkommen um zu gucken wie und wo ihr Geld so ist und natürlich was die Kinder so treiben. Bei der Gelegenheit haben sie beschlossen das komplette Haus der Kinder neu zu streichen, da die Wände entsprechend aussahen (… bei täglich 20 kleinen Kindern) und sich auch sonst für die Anschaffung von neuen Moskitonetzen einsetzten sowie ein paar Materialien für unsere Schule mitgebracht haben. Dank ihnen konnten wir auch mal mit 8 Kindern zusammen an den Strand gehen. Es war ein super schöner Nachmittag! Die Kinder hatten sehr viel Spaß zusammen und für uns war es ebenfalls sehr schön, auch wenn es etwas stressig ist nach 8 Kindern gleichzeitig zu gucken ;-). 
Leider gab es aber mit genau diesen spanischen Frauen ein paar Komplikationen. Vor allem eine war regelrecht entsetzt über den Zustand des Hauses der Kinder, die Lehrerin und ein paar andere Sachen… Anscheinend gab es auch ein paar kleine Unstimmigkeiten bezüglich der Finanzen. Da Remmi, meine Chefin, auch nicht gerade eine einfache Persönlichkeit, außerdem noch schwanger ist, gab es das ein oder andere eher unschöne Gespräch… Kurz gesagt ist es so, dass Remmi einfach überarbeitet bzw. überfordert ist. Sie managet alles im BabiesHome – und das ist definitiv zuviel. Dazu kommen ständig irgendwelche Europäer, die ihr sagen, was gerade eher nicht so gut läuft, was sie verbessern soll oder muss etc. Na ja… und immer nur negative Kritik zu bekommen ist auch nicht sehr motivierend. Und natürlich das liebe Geld – man hat nur Probleme damit! Mittlerweile hat sich das aber zum Glück wieder etwas entspannt!

Wie auch immer, das ganze hat mir mal wieder gezeigt wie unterschiedlich Europa und Uganda einfach sind! Und wie viel Schaden man anrichten kann, wenn man als „Ich-weiß-und-kann-alles-viel-besser-Europäer/Weißer“, in ein schwarzes Land kommt ohne dessen Kultur und Mentalität auch nur annähernd zu kennen, geschweige denn zu verstehen, und dann mal seine Verbesserungsvorschläge auspackt… Das KANN einfach nicht gut gehen!
Das hat mir auch wieder bewusst gemacht, warum und wie schwer es ist nachhaltige Veränderungen/Verbesserungen hier zu bewirken!

Das wichtigste jedoch sind und bleiben: Die Kinder! Und denen geht’s gut. Sie haben ein (eigenes) Bett zum schlafen, bekommen genug zu essen, sind nur selten krank, haben die Möglichkeit in die Schule zu gehen und… sind glücklich! Wenn ich in den Garten gucke, sehe ich lachende Kinder – das macht jedes weitere Wort überflüssig.