Freitag, 12. Oktober 2012

It’s time for what…?

… for school!
… for lunch!
… for sleeping!
… for …
… for writing my Blog ;-)

Nun bin ich schon etwas über einen Monat hier und es wird höchste Zeit mal etwas über den Hauptgrund meines Daseins hier zu schreiben: Die Kinder!

Fangen wir mal mit dem kleinsten an: Baby M.*! Er ist jetzt gut 4 Monate alt und das ruhigste Baby dass ich bis jetzt kennengelernt habe! Er ist echt sehr pflegeleicht, schreit nur sehr selten (meistens weil er seine Milch will), schläft viel (wobei ich nicht weiß ob er nachts durchschläft…) und ist immer ganz glücklich, wenn er raus aus dem Bettchen und einen kleinen Spaziergang durch den Garten machen darf! Was allerdings das erstaunlichste an ihm ist: Er kann seine Flasche beim trinken selber halten! Mit 4 Monaten!!!

Dann die anderen 6 „Babies“: Ai. (ca. 9 Monate – ich kann das Alter nur schätzen, weil ich bzw. man allgemein bei manchen nicht weiß, wie alt sie sind!). Sie ist schon eine kleine Prinzessin. Und hat während meinem ersten Monat hier angefangen an der Hand zu laufen und immer wenn sie mich sieht kommt sie angekrabbelt und zieht sich an mir hoch! : -)
Na. und Wa. sind Zwillinge. Ca 1 ½ Jahre alt. Die zwei sind echt ein süßes Paar! Sie streiten natürlich auch, nehmen sich Sachen weg und buhlen um die besten Plätze (die natürlich bei Auntie Bekka sind ;-) ), aber wenn einer heult guckt der andere erst mal, was denn jetzt genau passiert ist. Sie ist auch diejenige, die mich ein bisschen an meine Schwester erinnert: Sie zieht die Nase immer ein bisschen graus und wenn sie dazu lacht, sieht sie aus wie Thesi auf ihren Babybildern (also natürlich nur vom Gesichtsausdruck her…). Sie ist ein richtiger kleiner Sonnenschein… weiß das aber auch sehr gut auszunutzen – wie eigentlich alle Kinder!!!
Dann ist da noch B.. Er ist ungefähr 2 Jahre alt und kam unterernährt hier an (allerdings noch vor meiner Ankunft!). Er spricht noch relativ wenig Englisch und textet einen aufgrund dessen gerne auf Luganda zu – Ich versuche zwar diese Sprache zu lernen… aber soooo schnell geht es dann auch wieder nicht… Immerhin reicht sein englisch dazu aus durch den kompletten Garten „Auntie Rebeeeekkaaaaaaa“ zu schreien und in sein imaginäres Handy (wobei er manchmal auch ein stylisches rosanes zur Verfügung hat) „Hello! How are you?“ hineinfragt… Manchmal realisiert er dabei auch, dass ich (ebenfalls mit meinem imaginären Handy) versuche ihm zu antworten : -).
Und natürlich Bi. (ca. 3 Jahre alt). Bi. ist so eine Komik für sich… Zum einen kann er mich auf die Palme bringen, weil er wirklich NIE hört (die anderen tun das wenigstens ab und zu mal ;-) ) und immer den anderen Sachen wegnimmt und wegrennt… Wenn man ihn dann aber zurechtweist heult er sofort los als ob es nichts mehr zu retten gibt! Also ein echt anstrengendes Kind! Auf der anderen Seite muss ich doch auch oft über ihn lachen: Er hat diesen mega Hundeblick mit den großen, braunen Augen echt super drauf und versucht diese Fähigkeit auch so of wie nur möglich einzusetzen. Meistens läuft es dann wie folgt ab: Irgendwas ist passiert… jetzt kann man richtig beobachten wie es in ihm rattert: Finde ich das nun gut und lache? Oder setzte ich meinen Mitleidsblick auf oder soll ich gleich in Tränen ausbrechen…? Meistens kommt dann erst mal der Hundeblick… der dann doch in ein strahlendes Lächeln übergeht, wenn die Situation es erlaubt. In jedem Fall will er IMMER Aufmerksamkeit, so kommen Wortwechsel wie diese: „Auntie Beeeeettaaaaa!“ (er kann nämlich kein „k“ aussprechen) – „Yes, Biiii....?“ – „Auntie Beeeeettaaaaa!“ – „Yes…“ usw. sehr häufig vor!
Nummer 6 ist unser kleines Sorgenkind: Die A.. A. ist schon 3 Jahre alt, redet allerdings nicht und kann auch noch nicht stehen und laufen (nur mit Hilfe!)… Sie leidet an der Sichelzellenanämie, die in Afrika ca. 40% der Menschen haben (sagt zumindest meine Mini-Recherche in Google). Soweit ich das verstanden habe ist es eine Blutkrankheit bei der ein Teil der roten Blutkörperchen nicht rund sind sondern eben sichelförmig und so die Arterien verstopfen. Das hat unter anderem zur Folge, dass man zeitweise sehr große Schmerzen hat und es eben auch die Entwicklung stört (klar, wenn das Gehirn etc. nicht richtig durchblutet werden kann). In Afrika ist es deshalb so sehr verbreitet, weil man durch diese Krankheit irgendwie gegen den Malarieerreger immun ist (wie gesagt, keine Garantie, dass das alles ganz genau so stimmt…). Auf jeden Fall hat A. aufgrund dessen sowohl gute, als auch schlechte Tage. An den guten lacht sie viel und isst auch … und an den schlechten liegt sie nur rum, will nicht essen und fängt schon an zu heulen, wenn man sie nur berührt… Leider ist diese Krankheit nicht heilbar!

Wenn ich nicht in der Schule bin, bin ich bei den Babies und spiele mit ihnen, wische Pipi weg (weil die Kleinen Tagsüber keine Windel anhaben…) und achte darauf, dass sie sich nicht irgendwie gegenseitig oder selber verletzten (wir haben nämlich zum Beispiel auch einen Kaktus im Garten ;-) und auch vom Trampolin kann man ganz wunderbar herunterfallen…).
Leider kann ich zur Zeit nicht bei den Babies sein, weil ich jetzt für ein paar Wochen immer die Schule machen muss (also zusammen mit Johanna, die seit dem 30.9. auch hier ist und vor hat ein halbes Jahr zu bleiben), weil die anderen zwei Mädels, die eigentlich noch hier sein sollten, abgebrochen haben und Anfang dieser Woche wieder nach Deutschland zurück sind! Ihr Gehen zeigt auch, dass die Arbeit und das Leben hier nicht immer nur einfach sind! Die Kinder zehren an den Nerven und auch an die Kultur und manch seltsame Angewohnheiten der Menschen hier muss man sich erst mal gewöhnen.
Allerdings sind meine Kapazitäten noch nicht erschöpft (obwohl ich jeden Abend sehr, sehr müde in mein Bett falle!) – noch habe ich genug Energie und Motivation hier erst mal eine Weile zu bleiben… mal sehn wie lange noch ;-).

Das Home-Schooling läuft nunmehr seit gut einem Monat. Und nach anfänglichen Schwierigkeiten (welche zum einen daher rührten, dass ich neu war und die Kinder nicht kannte, bzw. sie mich nicht – und zum anderen dass keiner irgendwelche Erfahrungen mit Home-Schooling hat) läuft es aber inzwischen ganz gut. Im Moment „unterrichten“ Johanna und ich noch alleine, bis die Lehrerin soweit ist zu übernehmen. Von uns wird natürlich nicht erwartet professionell zu unterrichten. Wir sollen hauptsächlich die Kinder beschäftigen und ihnen grundlegende Sachen wie Stift und Schere halten/benutzen, Bilder ausmalen, Zahlen und Farben, Früchte und Gemüse sowie Tiere lernen etc. beibringen. Aber das reicht auch schon um die Zeit von 8-13Uhr seeeehr lange erscheinen zu lassen und man danach das Gefühl hat, als hätte man die letzten 24 Stunden nichts anderes gemacht… Johanna und ich haben auch so eine Art Stundenplan erstellt und ein paar Ideen gesammelt und uns und den Kinder damit den Schultag etwas erleichtert.
Es sind zwar nur 9 Kinder (zwischen 3 und 5 oder 6(?) Jahren), aber die wissen schon, wie sie uns auf Trab halten ;-). Da wir nicht das ugandische Strafmaß übernehmen wollen („I will beat you“…) haben wir es auch noch mal etwas schwere den Respekt und damit Gehorsam der Kinder zu bekommen… aber der „Extrastuhl“ vor der Tür und das ins Bett schicken bei Ungehorsam wirkt auch ganz gut ;-).

Auch machen wir ein bis zweimal die Woche nachmittags einen kleinen Ausflug an den Strand oder zur Markthalle mit einem Kind pro Person. Und das gefällt ihnen total! Nicht nur weil sie mal aus dem BabiesHome rauskommen, sondern auch diese Eins-zu-eins-Betreuung tut ihnen unglaublich gut! Und für Johanna und mich ist es ebenfalls eine willkommene Abwechslung : -). Dann wird eine Soda (also meistens Fanta) getrunken und je nachdem ein Kuchen oder Keckse oder auch Bananen gekauft und verzehrt. Und – ganz wichtig – BodaBoda gefahren (also diese Motorräder, die hier als Mini-Taxis dienen)!

Dann gibt es noch fünf große Schulkinder (zwischen 6 und 8 Jahren), die Tagsüber außerhalb zur Schule gehen und erst um 18Uhr wieder zu Hause sind. Die sehe ich also verhältnismäßig selten. Wenn ich sie aber sehe ist die Freude auf beiden Seiten groß : -)

Das ist im Grunde genommen die Arbeit die ich hier leiste. Im Prinzip würde das Ganze hier auch ohne die (praktische) Unterstützung von Freiwilligen wie mir laufen… Wenn man sich allerdings wieder bewusst wird, dass die Kinder hier (zum Großteil) Waisen sind, für die das BabiesHome – wir – einfach ALLES sind: Mutter, Vater, Geschwister, Freunde, nette Omi, strenge Tante, Lehrer,… bekommt das, was ich hier tue einen ganz anderen Wert! Es ist zum einen eine erschreckend große Verantwortung und zum anderen ein unglaublich schönes Gefühl… denn zum ersten Mal mache ich etwas wirklich Sinnvolles!!!

* Aufgrund der Privatsphäre und Schweigepflicht etc. werden nur Abkürzungen der Namen der Kinder verwendet!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.